Regieren mit 140 Zeichen

Schöner Komm aus den Tagesthemen vom 3.1.:

 

Und täglich grüßt das Trampeltier! Mit markanten Tweets scheint Donald Trump die Welt regieren zu wollen. Das mag komfortabel sein - für ein Oberhaupt einer Supermacht ist das aber ein Unding.

Ein Kommentar von Martin Ganslmeier, ARD-Studio Washington

Und täglich grüßt das Trampeltier! Meist frühmorgens pustet der offensichtlich unter präseniler Bettflucht leidende künftige US-Präsident Twitter-Botschaften in die Welt, die am folgenden Tag die Nachrichtenlage bestimmen.

Trump rüffelt Unternehmen, worauf deren Aktienkurse einbrechen. Trump kritisiert ausländische Regierungen, worauf die Diplomaten rotieren. Trump blamiert die eigenen Geheimdienste, auf die er doch in den kommenden Jahren angewiesen ist.

Wozu noch Pressekonferenzen?

Und weil 140-Zeichen-Botschaften viele Fragen offenlassen, rätseln anschließend die Experten, was wohl dahintersteckt. Die Journalisten haben keine Chance, nachzufragen. Denn seit dem Sommer hat Trump keine Pressekonferenz mehr gegeben. Warum auch?

Warum sich eine Stunde lang kritischen Nachfragen stellen, wenn doch ein 140-Zeichen-Tweet genau so viel Berichterstattung garantiert - und die Gerüffelten auch so klein beigeben, so wie Ford oder die Republikaner im Kongress.

 

Kommando statt Dialog

Manche von Trumps Tweets grenzen an Cyberbullying. Es ist der Politik-Stil eines Alphatiers, der am liebsten alle nach seiner Pfeife tanzen lässt.

140-Zeichen-Kommandos statt Dialog. Als Chef eines Unternehmens mag das funktionieren - nicht aber als Präsident einer Supermacht. Da zählt jedes Wort. Unbedachte Äußerungen können zu gefährlichen Konflikten eskalieren.

Weg mit Trumps iPhone!

Wenn Trumps Mitarbeiter im Weißen Haus nicht wahnsinnig werden wollen, dann müssen sie ihm das iPhone wegnehmen - oder zumindest dafür sorgen, dass er seine Botschaften nicht mehr ohne jede Abstimmung aus dem Bauch heraus abschießt.

Und noch etwas: dass sich Trump jetzt schon mit seinen Tweets in die Außenpolitik einmischt, ist unerhört und respektlos. Schließlich ist bis zum 20. Januar Barack Obama der amtierende US-Präsident.

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