"Kultur" als Worthülse

Von "Willkommenskultur" ist seit einigen Wochen die Rede. Und da ist auch was dran.

Seit einigen Tagen redet unser Innenminister von "Ankunftskultur". Er meint damit, dass Flüchtlinge "lernen" müssten, sich bei Essensausgaben nicht zu prügeln und dass sie das deutsche Rechtssystem (insbesondere das allen Binnendeutschen gewiss geläufige) Aylrecht beherzigen müssten.

"Kultur" ...?  Inflation der Begriffe und inhaltslose Geschwätzigkeit. Es geht um echte Probleme, um Ressourcen des Staates und um schwierige Zustände in den Auffanglagern.

 

Leider ist der Vorsitzende meiner Kirche mit von der Partie. Er redet davon, dass Deutschland eine "Abschiedskultur" braucht. Was er meint? Er bezieht sich auf die Abschiebepraxis Deutschlands, z.B. von Migranten aus Albanien. Auch hier geht es nicht um so etwas Weiches wie "Kultur", sondern um die Verfrachtung von Menschen zurück in sozial schlimme, von der dortigen Mafia beherrschte Zustände.

 

Dinge beim Namen zu nennen ist in dieser angespannten Situation hilfreicher.

Ich empfehle dazu:

http://www.taz.de/Kommentar-de-Maizire-zu-Fluechtlingen/!5238323/

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Kommentare: 1
  • #1

    Fraengii (Samstag, 03 Oktober 2015 15:00)

    Wenn er von 'Abschiedskultur' spricht, meint er dann 'Rauswurfkultur'? Oder was sind die Merkmale einer Abschiedskultur und wo ist sie zu finden, in welchen Situationen ist sie zu pflegen?
    'Abschiedskultur' klingt kultiviert. Ist es möglich, jemanden kultiviert in eine Situation zurückzuführen, aus der er geflohen ist?
    Gibt es Menschen, die ohne echte Not ihre Heimat verlassen - insbesondere innerhalb Europas - nur weil es bei uns besser ist? Es gibt doch schon z. B. viele Osteuropäer, die ohne auf der Flucht zu sein bei uns arbeiten und z. B. unseren Spargel ernten.
    Was wissen wir von der Not der Flüchtlinge?