Philosophische Brocken

Hier bin ich im Gespräch mit dem, was ich lese und mit einigen diskutiere

Begriff ist Zugriff

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

 

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

 

Rilke, 1898

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Deutung

Wir leben in einem außergewöhnlichen Zeitalter, in dem es keine Tradition gibt, auf die wir unsere Identität stützen können, keinen Rahmen eines sinnvollen Lebens, der es uns ermöglichen würde, ein Leben jenseits der hedonistischen Reproduktion zu führen. Diese neue Weltunordnung, diese sich allmählich herausschälende weltlose Zivilisation prägt exemplarisch die Jugend, die zerrissen ist zwischen der Intensität vollständiger Selbstverausgabung (durch sexuellen Genuss, Drogen, Alkohol bis hin zu Gewalt) und dem Streben nach Erfolg (Studium, Karriere, Geldverdienen – innerhalb der bestehenden kapitalistischen Ordnung). Ihre einzige Alternative besteht im gewaltsamen Rückzug in eine künstliche reanimierte Tradition.

Slavoj Žižek

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Nicht Gott ist ein Designer ...

 Ein zwei Wochen altes Baby streckt seine Füße in die Welt. Reicht es in Zukunft noch aus, wenn das Baby gesund ist? © Christopher Furlong/Getty Images
Ein zwei Wochen altes Baby streckt seine Füße in die Welt. Reicht es in Zukunft noch aus, wenn das Baby gesund ist? © Christopher Furlong/Getty Images

Ob die menschliche Keimbahn verändert wird, ist nicht mehr die Frage. Sondern wann.

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Steine

"Es stirbt eben jener Grundglaube aus, auf welchen hin Einer dergestalt rechnen, versprechen, die Zukunft im Plane vorwegnehmen, seinem Plane zum Opfer bringen kann, dass nämlich der Mensch nur insofern Wert hat, Sinn hat, als er ein Stein in einem großen Baue ist: wozu er zuallererst fest sein muss, ›Stein‹ sein muss ... Vor Allem nicht – Schauspieler!"

Nietzsche

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Gottesbeweis

Xenophon (gest. ca. 355 v. Chr.) hielt es für einen Gottesbeweis, dass die Natur ("der ganze Kosmos mit all seinem Guten und Schönen") geordnet ist und "trotz aller Nutzung unversehrt und gesund" sich "darbietet". Es ist klar, dass die heutige Zeit das nicht erkennen und anerkennen kann: unsere Nutzung ver-nutzt all das "Gute und Schöne". Zurück bleibt Müll.

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Beobachten - teilnehmen

Erklären ist eine Sache des unbeteiligten Beobachters. Verstehen kann nur der Teilnehmer.

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Nie ganz mir selbst

Verwundbar: die Gefahr des Anderen (des "Fremden") besteht darin, dass ich mir nie ganz selbst gehöre. Ich bin "offen", das heißt: durchlässig und verletzbar. Ich bin angewiesen auf die Anerkennung eines anderen.

Das ist meine Menschlichkeit, das ist die Menschlichkeit des Anderen. Es ist die Chance gegenseitigen Verstehens. Es ist zugleich die Gefahr, den Anderen (als die "fremde Gefahr") abzuwehren.

Gerade das, was mich menschlich macht, kann in Menschenabweisung umschlagen.

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Heimlicher Groll

"Heimlicher Groll" ist die Übersetzung von Ressentiment. Es war Nietzsche, der diesen Begriff zu einem der Hauptworte seiner Philosophie gemacht hat.

Sein Thema - so möchte ich es formulieren - war die Frage, was den Menschen klein, schwach und hässlich macht. Seine Antwort: das Ressentiment - der Groll des Schwachen gegen den Starken.

In diesem Groll kommt der verdeckte Hass auf alles Kräftige und Mutige zum Vorschein, es lauert und sucht nach Anlass, losgelassen zu werden, um sich am Starken auszutoben.

Es ist die ohnmächtige Wut des "Zu-kurz-Gekommenen", der seine Schwäche nicht eingesteht (das wärte schon wieder eine Stärke) und sich groß tut am Zerstören des Anderen.

30.Okt.

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"Feierabend, meine Herren!"

„… gibt es eine Müdigkeit im Kern. Die innere Chronometrie, die Verträge mit der Zeit, die unser Bewusstsein so weitgehend determinieren, zeigen auf Spätnachmittag …Wir sind Spätlinge und fühlen uns als solche. Das Geschirr wird abgeräumt. …

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Menschenwürde

Menschenwürde - „Umriss des Menschseins“ (Trowitzsch)?
Ein Zuschreibunsakt oder ein Anerkennungsakt?

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